Genesis zeigt, wie man Autos anders verkaufen kann – ein Erfahrungsbericht

Genesis zeigt, wie man Autos anders verkaufen kann – ein Erfahrungsbericht

Denken Sie bei Genesis auch an Musik und an Titel wie «I can’t dance», «Invisible Touch» oder «Land of Confusion»? Ja? Ich auch. A propos confusion: Im Juni, anlässlich der Tour de Suisse, sah ich immer wieder das Logo von Genesis. Ich parkte es in einer mentale Schublade: Aufgrund der Ähnlichkeit zum Mini-Logo nahm ich einfach an, dass Genesis die Elektro-Autos von Mini sind. Ende Juni erzählte mir ein Bekannter, dass Genesis eine Luxus-Automobil-Marke ist, welche zur Hyundai Motor Group gehört, die einiges anders macht als die sonstigen Automobil-Marken. Dies weckte meine Neugier und so suchte ich Ende Juli das Genesis Studio in Zürich auf.

Das Genesis Studio

Das Genesis Studio, eine Kombination aus Verkaufs- und Erlebnisraum, befindet sich an prominenter Lage in Zürich an der Bahnhofstrasse, am einstigen Standort von Franz-Carl-Weber. Von aussen betrachtet eher unscheinbar, man weiss nicht wirklich, was einen erwartet. Die goldig umrandeten Fenster lassen einen erahnen, dass hinter den Türen wohl etwas Gehobeneres auf interessierte Kundschaft wartet. Beim Betreten des Studios umhüllt einen ein angenehmer Duft und eine ebenso angenehme Stille macht sich breit. Stilvolle, architektonische Elemente runden das erste Erscheinungsbild ab. Rechts neben dem Eingang befindet sich ein kleiner Empfangstresen. So wie man es sich von grösseren Hotels her gewohnt ist. 

Personal Assistants und Concierges

Eine Dame mit dem Jobtitel Personal Assistants steht hinter dem Empfangstresen, neben dem sich ein kleiner Tisch mit Wasserflaschen befindet. Ein Herr mit dem Jobtitel Concierge ist ebenfalls im Studio zugegen und ist damit beschäftigt, ein Auto von Fingerabdrücken zu befreien und auf Hochglanz zu polieren. Beide begrüssen mich höflich und freundlich, nehmen Notiz von mir. Dann ist es länger ruhig, man gibt mir die Zeit, mich zurechtzufinden. Ich empfinde das als sehr angenehm, ich kann in Ruhe ankommen.

Dann die Frage, wie man mir helfen könne. Ich sage, dass mich das Konzept hinter der Marke interessiert und dass ich mich gerne etwas umschauen möchte. Man bietet mir an, meine Koordinaten an die Marketing-Verantwortliche weiterzuleiten für vertiefende Fragen. Ich willige ein und händige meine Visitenkarte aus. Im Gegenzug erhalte ich eine handliche Broschüre und einen hochwertigen Kugelschreiber aus Metall, der übrigens sehr angenehm zum schreiben ist. Sodann kommt der Concierge – Herr Gunzinger – auf mich zu und bietet mir an, mir meine Fragen zu beantworten. Wir kommen miteinander ins Gespräch und so erfahre ich einiges über die Marke Genesis und die Philosophie dahinter.

Die Mitarbeitenden

Mitarbeitende ohne direkten Kundenkontakt haben ihre berufliche Vergangenheit sehr oft bei anderen Premium-/Luxus-Marken verbracht, nicht notwendigerweise aus dem Automobilbereich. Mitarbeitende mit Kundenkontakt haben ihre berufliche Vergangenheit in Berufen verbracht, bei denen viel Wert auf die Dienstleistungskultur gelegt wird wie z.B. die Hotellerie, der Optikfachhandel oder bei Übersetzungsbüros. Dies schon ein erstes Merkmal, was Genesis anders macht: Bei Mitarbeitenden mit Kundenkontakt wird eine ausgeprägte Service-Kompetenz über die Automobil-Kompetenz gestellt. Ohne, dass letztere zu kurz kommt. Und so hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich ein willkommener Gast bin.

Genesis hat erkannt, dass die Kundenerfahrung massgeblich durch die Mitarbeitenden geprägt wird. Diesem Aspekt wird besonders Rechnung getragen. In diesem Zusammenhang erzählt mir Herr Gunzinger, dass es interessant sei, wenn z.B. ein Paar ins Studio komme. Die Personal Assistants sind oftmals Frauen, die Concierges oftmals Männer. Männliche Kunden steuern für Fragen zu den Autos intuitiv auf die Concierges zu, da sie es heute noch nicht gewohnt sind, sich diesbezüglich von einer Frau beraten zu lassen. Wenn sie dann aber mit einer der Personal Assistants in Kontakt kommen, dann merken sie schnell, dass diese kompetent sind, der Rest kommt dann von alleine. Aber ich muss zugeben, dass mir die Rollenaufteilung zwischen Personal Assistant und Concierge nicht ganz klar ist.

Die Marke

Im Studio stehen die beiden derzeit erhältlichen Modelle, die Limousine G80 und der SUV GV80. Beides konventionelle Kraftstofffahrzeuge. Der „Electrified G80“ soll bald folgen. Beim genaueren Betrachten komme ich immer wieder an einen Punkt, wo ich meine, dass ich Teile des Designs schon einmal gesehen habe. Ich kann es aber nicht sofort abrufen. Als Herr Gunziker mir dann erzählt, dass Luc Donckerwolke das Designzepter bei Genesis in der Hand hält, da dämmert es mir. Ich kann die mir so bekannt vorkommenden Teile des Designs plötzlich zuordnen, und zwar zu Bentley. Vor seiner Zeit bei Genesis war Donckerwolke unter anderem bei Bentley, Audi und Lamborghini tätig. Auch das Logo von Genesis ist nicht eine Liga für sich. Es gesellt sich in die Reihe von Aston Martin, Bentley, Mini und Chrysler.

Der Unterschied zu den anderen Marken ist, dass man bei Genesis das Logo in der Frontpartie umgesetzt hat. Angefangen von der Mitte vom Kühlergrill her kommend, bis aussen zu den Scheinwerfern zieht sich das ganze Logo hindurch. Und auch am Heck finden sich Teile des Logos wieder in den Rückleuchten, den sogenannten Quad Lamps.

Distribution und der Service Gedanke hinter der Marke

Herr Gunzinger sagt, dass es in der Schweiz 3 Genesis Studios gibt – in Basel, Genf und Zürich. Daran soll sich vorerst nichts ändern. Damit wird die Marke der Exklusivität einer Luxusmarke gerecht. Die Marke spielt bezüglich Service mit den Elementen Zeit, Einfachheit und Gastfreundschaft (auf koreanisch son-nim). So wird dem Kunden z.B. ein Genesis für eine Probefahrt nach Hause oder an den Arbeitsplatz geliefert. Das Auto kommt zum Kunden, nicht umgekehrt. Das gleiche gilt für die Auslieferung eines Neuwagens oder die Abholung zu einem Service oder Reifenwechsel. Dabei kooperiert Genesis mit diversen Hotels und stellt dem Kunden dann auch ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung.

Auch die Preisgestaltung folgt dem Prinzip der Einfachheit. So gibt es von den Modellen je eine Premium- und Luxus-Ausführung, die schon sehr gut ausgestattet sind. Dennoch hat der Kunde die Möglichkeit, sein Auto weiter zu personalisieren. Dies hält sich jedoch in Grenzen und führt zu keinen Zu- und Abwahl-Konflikten. Auch offeriert Genesis seinen Kunden in den ersten 5 Jahren ein Rundum-Sorglos-Paket, so dass sich der Kunde wirklich um nichts mehr kümmern muss.

Was mir im Studio aufgefallen ist

Das Studio ist insgesamt sehr puristisch eingerichtet, was einem viel Luft zum Atmen gibt. Es folgt der Devise «soviel wie nötig, so wenig wie möglich». Es hat überall Sitzmöglichkeiten zum verweilen. Durch die wenigen Autos wirkt das Studio insgesamt sehr gross, man hat genug Platz. Mit der Zeit fehlte mir jedoch eine dezente Hintergrundmusik. Es war auf einmal plötzlich so leise, fast schon unheimlich still. Da würde es etwas dezente Musik vertragen. Die Beleuchtung ist sehr angenehm, der Holzboden bildet einen sehr schönen Kontrast zu dem grauen Beton.

In einem separaten Gang hängen Autotüren an der Wand, in verschiedenen Farben mit wiederum verschiedenen Innenseiten  von edel bis sportlich. Dies hat mir sehr gut gefallen, denn dadurch kann man sich schon vorstellen, wie das Auto in der gewünschten Farbe und vom Interieur aussieht. Etwas, was es so bei anderen Automobilherstellern nicht gibt. Dort erfolgt die Auswahl der Farbe und Innenausstattung meist noch nach Farben im Prospekt oder im Online-Konfigurator.

Im ersten Stock des Studios befindet sich die Lounge mit verschiedenen Design-Installationen. Ein Ort der Ruhe, der Inspiration, der Reflexion aber auch ein Ort des Austausches, bei einem Getränk mit anderen Genesis-Kunden oder den Personal Assistants in Kontakt zu kommen. Im Untergeschoss des Studios befindet sich das 300 m² grosse Eventspace in dem Veranstaltungen, Workshops und Ausstellungen stattfinden. Das Eventspace kann auch gemietet werden für eine eigene Veranstaltung. Derzeit sind die Designgalerie und das Eventspace aber aufgrund der Pandemie geschlossen.

Während meinem Aufenthalt ist mir auch aufgefallen, dass insgesamt sehr wenige Interessierte das Studio betreten haben. Es gab immer wieder neugierige, zögerliche Blicke von aussen, doch wirklich hereingekommen ist kaum jemand. Das mag einerseits daran liegen, dass das Ganze von aussen sehr luxuriös wirkt – was jetzt allerdings an solch einer Top-Lage wie der Bahnhofstrasse dann doch nicht weiter erstaunt. Zum anderen erwartet der Bahnhofstrassen-Flanierer an dieser Lage wohl alles, aber keine Luxus-Automobile. Und die Aussenfassade lässt nicht wirklich erahnen, was sich hinter den Türen verbirgt.

Die Werbung

Der Genesis-Werbefilm (siehe unten) für den Markteintritt Europa ist sehr gut gelungen. Dieser widmet sich voll und ganz dem Thema Wertschätzung der Zeit des Kunden, hat eine ruhig hinterlegte Musik und eine sehr angenehme Stimme, welche eine Geschichte zum Thema Zeit sehr dosiert erzählt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Weltmeister im Apnoetauchen, Arnaud Jérald, passt sehr gut in die dahinterliegende Story. Das Video spielt mit der Sehnsucht nach dem Meer, nach dem Verreisen, nach Ruhe und trifft damit bei vielen Betrachtern den Nerv der Zeit. Auch die Frage, wie man denn seine Zeit am besten verbringe betrifft uns alle und regt zum denken an, denn unser Zeitkonto ist endlich. Leider kommt das Ende des Videos sehr abrupt und endet mit einem langen Standbild, was den Betrachter recht unsanft herauskatapultiert. Das hätte man sicherlich anders, sanfter lösen können.

 

Mein Fazit

Definitiv eine Kundenerfahrung der anderen Art, die man sich bis anhin von den etablierten Automobilmarken so nicht gewohnt ist. Diese befinden sich auch nicht im Zentrum einer Stadt an bester Lage, sondern eher immer noch an den Ausfallstrassen aus der Stadt hinaus. Der Mut und die Überzeugung, anders zu sein und die Dinge anders zu tun, werden hier umgesetzt. Ob das Konzept funktioniert und ob es vom Kunden angenommen wird, das muss sich erst noch zeigen, da dieses noch relativ neu ist. Ich frage mich vor allem, ob in der Schweiz die Akzeptanz und die Zahlungsbereitschaft für ein Luxusauto, welches seine Wurzeln in Südkorea hat, gegeben ist.

Ganz zentral: Die Kundenerfahrung beginnt bei den Basics. Damit meine ich, dass seitens Genesis bis heute, 4 Wochen nach meinem Besuch im Genesis-Studio, immer noch keine Kontaktaufnahme stattgefunden hat. Und der Eingang meiner Anfrage, welche ich über das Kontaktformular am 20. Juli platziert habe, wurde mir am 12. August nur bestätigt, nicht beantwortet. Da mag der Rest noch so begeistern und neu sein, aber bei den Basics fängt es an. Wenn diese nicht funktionieren, dann verlieren all die sonstigen, schillernden Elemente einen Teil ihrer Strahlkraft und Wirkung.

Genesis steht für Neuanfang. Und so schreibt Genesis am Ende seiner Kundenbroschüre: «Wir stehen erst am Anfang unseres Weges. Wir haben uns viel vorgenommen. Das gehen wir an – wohl wissend, dass wir damit neue Wege beschreiten». Es bleibt also spannend, Genesis und ihren Erfolg auf dem weiteren Weg zu beobachten.

Wenn Sie für Ihr Unternehmen wissen möchten, welches die Basisfaktoren und welches die Begeisterungsfaktoren für Ihre Kundenerfahrung sind und wie Sie sich vom Wettbewerb abheben können, dann nehmen Sie doch Kontakt mit mir auf, ich freue mich, von Ihnen zu hören oder zu lesen!

Weiterführende Informationen zu Genesis gibt es für alle Interessierten hier: https://www.genesis.com/ch

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